Franz Gschnitzer

Franz Gschnitzer wurde am 29.11.29 in Innsbruck geboren († 30. April 2014). Volksschule, Gymnasium und Medizinstudium absolvierte er in seiner Heimatstadt und promovierte 1953 mit Auszeichnung. Seine postpromotionelle Ausbildung begann Gschnitzer am Innsbrucker pathologisch-anatomischen Institut bei Prof. Lang. Nach zweijähriger Tätigkeit wechselte er dann an die chirurgische Universitätsklinik, wo er unter Prof. Breitner seine ersten chirurgischen Eingriffe tätigte. Aufgrund eines akuten Stellenmangels konnte er nach einjähriger Ausbildung nicht als Assistent übernommen werden. Er ging deshalb an die Chirurgie nach Tübingen zu Prof. Dick, wo er von 1957 bis 1961 arbeitete; 1961 erhielt er den FA für Chirurgie. Während dieser Zeit hatte Gschnitzer Gelegenheit, sich im Rahmen einer viermonatigen Karenz bei Prof. Derra in Düsseldorf mit Fragen der Herzchirurgie auseinanderzusetzen, ein Sparte der Chirurgie, die ihn sofort faszinierte.

Da der Neubau der Chirurgie in Innsbruck die Möglichkeit auftat, auch hier eine Herzchirurgie aufzubauen, ging Gschnitzer nach Rücksprache mit Prof. Huber für vier Jahre wieder nach Düsseldorf, um eine vertiefte kardiochirurgische Ausbildung zu erhalten. Im Rahmen dieses Aufenthaltes verfaßte er auch seine Habilitationsschrift "Die Minimalperfusion der Lungenstrombahn während des cardio-pulmonalen Umgehungskreislaufes". Im Mai 1965 kehrte Gschnitzer nach Innsbruck zurück; er arbeitete in der Folge als chirurgischer Oberarzt und etablierte die Herzchirurgie in Innsbruck.

1968 - im Jahr seiner Habilitation - wurde die neue Klinik eröffnet. Bereits 1969 wurde von ihm die erste Operation am offenen Herzen unter Einsatz der Herz-Lungen-Maschine durchgeführt. Nach der Emeritierung Hubers wurde Prof. Baumgartner supplierender Leiter der Chirurgischen Klinik. 1972 wurden die von Huber geschaffenen Extraordinariate zu selbständigen Universitätskliniken gemacht. Seinen weiteren Lebensweg sind wir z.T. schon mit ihm zusammen gegangen und erlebten während dieser Zeit so manche Innovation: so wurde von Gschnitzer die Magenresektion nach Billroth I, die von Prof. v. Haberer in den Zwanzigerjahren häufig angewandt und in der Folge dann "vergessen" worden war, wieder eingeführt; weiters wurde die Koloninterpostion nach Oesophagektomie erfolgreich etabliert, ebenso das mehrzeitige Vorgehen bei Karzinomen des linken Hemikolon sowie die Thymusexstirpation zur Behandlung der Myasthenia gravis. Viele neu chirurgische und wissenschaftliche Aspekte brachte die Entwicklung der Transplantationschirurgie an unserer Klinik. Besonders erwähnenswert ist davon, dass in Innsbruck 1980 das 1. Herz von Margreiter unter Mithilfe Gschnitzers verpflanzt wurde.

In seine Zeit als Ordinarius fallen weitere Höhepunkte in der Allgemeinen Chirurgie, wie die erste laparoskopische Cholezystektomie oder spezielle, erstmalig in Innsbruck durchgeführte Operationstechniken in der Onkologie. Weiters erlebte die diagnostische und interventionelle Endoskopie, die Chirurgische Sonographie und die Chemotherapie solider Tumoren entscheidende Fortschritte, ohne die eine "moderne" Chirurgie heute nicht mehr vorstellbar wäre.

Auch wenn Gschnitzer als Vorstand der Chirurgie aus organisatorischen Gründen die Herzchirurgie zunehmend in andere Hände legen musste, galt sein Spezialinteresse weiterhin diesem Fachbereich, wie u.a. auch seine Unterstützung der von seinem Mitarbeiter Josef Hager entwickelten Schraubenspindelpumpe, einer zur Herzunterstützung vorgesehenen, zentrifugal-verdrängend arbeitenden Blutpumpe, zeigte.